In eigener Sache
Neuer Name: Aus „Sonder-PID Digitalisierung” wird „Digi-PID"
E-Rezept, ePA und Co.: Die Digitalisierung im Praxisalltag schreitet unaufhörlich voran. Um den Überblick zu behalten, bietet die KV Berlin seit einem Jahr eine Sonderausgabe des Praxisinformationsdienstes rund um Digitalisierungsthemen an. Ab dieser Ausgabe erscheint der Newsletter nun unter dem neuen Namen „Digi-PID” und wird als regulärer Praxisinformationsdienst alle sechs Wochen erscheinen. Der nächste „Digi-PID" erreicht sie dann also Ende Mai per E-Mail. Der Inhalt bleibt wie gewohnt informativ und schnell zusammengefasst auf wenigen Zeilen: Alle wichtigen Informationen rund um das Thema Digitalisierung im Gesundheitsbereich. Ob über digitale Gesundheitsanwendungen oder interaktive Lernvideos sowie Veranstaltungen der KV Berlin zum Thema E-Health – all das und mehr bietet der „Digi-PID".
E-Learning: KV Berlin stellt Mitgliedern interaktive Lernvideos zur Verfügung
Die Digitalisierung bestimmt zunehmend den Praxisalltag. Daher bietet die KV Berlin auf ihrer Internetseite ein vielfältiges Angebot aus Erklärfilmen und kurzen E-Learnings an, um Interessierten Informationen und Unterstützung rund um die Themen E-Health und Digitalisierung zu bieten.
Unter der Rubrik „E-Learning – Praxis@digital“ erwartet Interessierte eine Auswahl an interaktiven Erklärfilmen, die Themen wie das E-Rezept und Kommunikation im Medizinwesen, kurz: KIM, behandeln. Diese Videos bieten neben Informationen zu den einzelnen digitalen Anwendungen auch Quizze, die es ermöglichen das erworbene Wissen direkt zu testen. Die Videoreihe wird kontinuierlich erweitert.
In der Mediathek finden sich weitere Videos, in denen Ärzt:innen und Fachexpert:innen ihre Erfahrungen sowie Tipps und Tricks zu digitalen Anwendungen teilen. Auch dort folgen weitere Videos.
Indikation trifft E-Health: E-Health im Versorgungsprozess nutzen
Wie kann der Einsatz von digitalen Tools die medizinische Versorgung bei bestimmten Indikationen verbessern? Dieser Frage widmet sich die KV Berlin im Rahmen von verschiedenen Veranstaltungen gemeinsam mit Fachärzt:innen, Patient:innen und Technologieexpert:innen. Dabei beleuchten die Teilnehmenden die Versorgungspfade verschiedener Indikationen. Gerade für chronische Erkrankungen haben E-Health Lösungen einen großen Nutzen, weshalb in den ersten drei Veranstaltungen von „Indikation trifft E-Health“ die Erkrankungen Depression, Diabetes sowie kardiologische Erkrankungen genauer betrachtet werden. Neben den drei Veranstaltungen findet außerdem das monatliche Kamingespräch statt. Interessierte können sich ab sofort anmelden:
• Montag, 22. April, 18 Uhr: Kamingespräch*: Digitalisierung in der Praxis. Hier geht’s zur Anmeldung.
• Mittwoch, 15. Mai, 17 Uhr: Depression trifft E-Health. Hier geht’s zur Anmeldung.
• Dienstag, 28. Mai, 18.30 Uhr: Kardiologie trifft E-Health. Hier geht’s zur Anmeldung.
• Mittwoch, 26. Juni, 17 Uhr: Diabetes trifft E-Health. Hier geht’s zur Anmeldung.
*Das Kamingespräch richtet sich speziell an erfahrene Ärzt:innen ab 60 Jahren.
Veranstaltungen zu Digitalisierung: Digitale Praxis und KI in der Medizin
Wie digital ist ihre Praxis? Wie kann KI in der Diagnostik und Therapie eingesetzt werden? Zu diesen wichtigen Fragen lud die KV Berlin ihre Mitglieder zu zwei Veranstaltungen ein. So stellte unter anderem Timo Neunaber, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Gesundheitsinformatik an der Universität Witten/Herdecke, zum Thema Digitalisierung in Arztpraxen seine Forschungen zum Reifegradmodell vor: Das Messinstrument gibt Auskunft darüber, wie digital eine Praxis bereits ist und was gegebenenfalls noch getan werden muss. Ein Interview mit ihm erscheint demnächst im KV-Blatt und ist dann als PDF auf der Internetseite der KV Berlin abrufbar. Dr. Oliver Fasold berichtete über die Implementierung der elektronischen Patientenakte in seinen Versorgungsalltag als niedergelassener Neurologe in Berlin.
Die Einsatzmöglichkeiten von KI in der Medizin sind vielfältig. Einen Einblick in die Use Cases und Umsetzungs- sowie Einsatzmöglichkeiten gaben Dario Antweiler vom Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS und Dr. med. Alexander Schulz, Facharzt für Allgemeinmedizin. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch einen Einblick in die aktuellen gesetzgeberischen Maßnahmen aus Sicht des Bundesministeriums für Gesundheit von Dr. Malte Schmieding und Steffen Buchholz.
Mehr Veranstaltungen sind im Buchungskalender der KV Berlin einsehbar.
Gesundheitspolitik
Papierlose Praxis: Digital-Gesetz tritt in Kraft
Nach der Unterschrift von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erschien das „Gesetz zur Beschleunigung der Digitalisierung des Gesundheitswesens“ – Digital-Gesetz, DigiG – im Bundesgesetzblatt und trat somit in Kraft. Zeitgleich wurde auch das Gesetz zur verbesserten Nutzung von Gesundheitsdaten veröffentlicht. Mit dem Digital-Gesetz sind zahlreiche Maßnahmen verbunden, die Arztpraxen in Deutschland papierloser machen sollen: Seit Anfang dieses Jahres ist das E-Rezept für alle Ärzt:innen verpflichtend.
Sie müssen gegenüber der KV Berlin nachweisen, dass sie E-Rezepte ausstellen können. Andernfalls drohen ab Mai 2024 Honorarkürzungen um ein Prozent. Darüber hinaus wird durch das Gesetz ab 2025 die elektronische Patientenakte (ePA) für alle gesetzlich Versicherten, die nicht widersprechen, bereitgestellt (Opt-out-Verfahren). Durch das DigiG soll auch der Einsatz von Telemedizin beziehungsweise Videosprechstunde gefördert werden.
Weitere Informationen zum Digitalgesetz sind auf der Website des BMG abrufbar.
KI in der Medizin: Sichere Nutzung von Gesundheitsdaten
Künstliche Intelligenz (KI) als Unterstützung im Gesundheitsbereich: Keine Zukunftsmusik, denn immer mehr Start-Ups und Projekte machen es sich zur Aufgabe mittels KI die medizinische Versorgung in Deutschland zu verbessern. So testet ein Berliner Unternehmen ein selbst entwickeltes Radiologie-Tool für die Erkennung von Brustkrebs und konnte in einer Studie bereits verbesserte Triage und Diagnoseergebnisse aufzeigen. In Mecklenburg-Vorpommern entwickelte ein Start-Up eine spezielle Software: Mittels Künstlicher Intelligenz (KI) und Spracherkennung sollen etwa Arztgespräche aufgezeichnet und automatisch notwendige Berichte ausgefüllt werden.
Was jedoch häufig in den KI-Projekten fehlt sind große Mengen an Daten. Damit eine KI jedoch gut arbeitet, benötigt sie ausreichend Material, in diesem Zusammenhang: Patient:innendaten. Das Bundesministerium für Gesundheit hat vorgelegt: Ende März trat das „Gesundheitsdatennutzungsgesetz“ (GDNG) in Kraft. Durch das GDNG sollen Gesundheitsdaten aus der elektronischen Patientenakte (ePA) pseudonymisiert der Forschung zur Verfügung gestellt werden, wenn es dem Gemeinwohl dient. Kritiker:innen bezeichnen den Begriff Gemeinwohl als sehr dehnbar. Die Bereitstellung der Daten erfolgt automatisch – es sei denn, die Patientin oder der Patient widerspricht. Versicherte können ihren Widerspruch in der ePA erklären und verwalten.
Nun zieht die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern (MV) nach: Sie will den Zugang der Forschung zu Gesundheitsdaten ebenso vereinfachen – und ändert ein Landesgesetz. Patient:innen müssen demnach genauso aktiv der Nutzung ihrer Daten widersprechen. Tun sie das nicht, können ihre Daten pseudonymisiert und zu Forschungszwecken verwendet werden – für kommerzielle Zwecke ist die Nutzung ausgeschlossen. KI-Anwendungen aus anderen Ländern könnten in der Folge für die hiesige Bevölkerung angepasst werden. Die Landesregierung von MV versicherte, dass bei dem ganzen Vorgehen die Sicherheit sensibler Patient:innendaten im Fokus stehe.
Ähnlich sieht es Dr. Christiane Wessel, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KV Berlin: „Wir benötigen konkrete Gesetze, wie wir Gesundheitsdaten unkompliziert und ethisch vertretbar für die Entwicklung von KI-Anwendungen bereitstellen könnten. Vor allem aber müssen diese Gesetze mit dem Datenschutz vereinbar sein und die bereitgestellten Patient:innendaten unbedingt und in jedem Fall vor Missbrauch geschützt werden. Mecklenburg-Vorpommern hat einen gesetzlichen Vorstoß gewagt. Berlin als großer Forschungsstandort und mit ihrer vielfältigen Start-Up-Landschaft könnte sich ebenfalls auf diesen Weg begeben und sich weitergehend sogar zu einer Metropolregion für KI in der Medizin entwickeln. Dies braucht jedoch ebenso Rahmenbedingungen und Regulation. Jetzt wäre der Gesetzgeber in Berlin gefragt.“
TI-Anwendungen
Jetzt auch für Privatpatienten: das elektronische Rezept
Seit Anfang des Jahres können auch Privatversicherte der Allianz Private Krankenversicherung (APKV) das E-Rezept erhalten. Damit die Versicherten die digitalen Anwendungen nutzen können, müssen sie die Gesundheits-App des Münchener Versicherungsunternehmens installieren und eine elektronische Patientenakte einrichten. Dabei wird ein Online-Check-in nötig, um eine digitale Identität zu erstellen: Krankenversichertennummer sowie weitere Stammdaten der Versicherten werden über einen gesicherten Kanal auf digitalem Weg an die Arztpraxen geschickt.
E-Rezept: Bundesgesundheitsministerium verteidigt Card-Link-Verfahren
Das Card-Link-Verfahren ist ein sicherer Weg zum Einlösen von E-Rezepten – so zumindest sieht es das Bundesgesundheitsministerium (BMG) und verteidigt mit dieser Aussage seinen Schritt der schnellen Einführung des genannten Verfahrens. Erst Mitte März hatte sich das BMG zu diesem Schritt entschieden und diesen mit seiner eigenen Mehrheit von 51 Prozent gegen die Stimmen aller anderen Gesellschafter der gematik durchgesetzt. Somit ist das Card-Link-Verfahren, neben Gesundheitskarte, per Ausdruck oder über die E-Rezepte-App der gematik, die vierte Möglichkeit, um ein E-Rezept einzulösen.
Jetzt können ebenso Drittanbieter Smartphone-Apps entwickeln, mit denen E-Rezepte eingelöst werden können. Bislang funktionierte das nur über die App der gematik. Über die verschiedenen Apps können Patient:innen ohne vorherige Pin-Eingabe ihre Gesundheitskarte mit der NFC-Funktion ihres Smartphones einlesen und so ihr E-Rezept einlösen. Ärzte- und Apothekerschaft sowie Krankenkassen kritisieren das Vorgehen des Ministeriums und wiesen auf die Sicherheitsrisiken des Card-Link-Verfahrens hin.
E-Rezept: Erfahrungsberichte aus den Praxen
Seit Anfang dieses Jahres ist das E-Rezept verpflichtend. Aus diesem Grund fragt das KV-Blatt in seiner kommenden Ausgabe bei den Mitgliedern nach, wie sie mit dem E-Rezept zurechtkommen. Das Ergebnis zeigt deutlich: Noch existieren mit Blick auf das E-Rezept technische Schwierigkeiten. Das führt in der Folge dazu, dass Zeit verloren geht. Doch manche Ärzt:innen betonen auch, dass das neue E-Rezept Kosten einspart. „Seitdem das E-Rezept verpflichtend eingeführt wurde, benutzen wir es in unserer Praxis – wenn die Technik funktioniert. Häufig tut sie das jedoch nicht“, sagt beispielsweise Dr. Mehmet Kücükoglu, Facharzt für Allgemeinmedizin.
Für Dr. Stephanie Haarbach, Fachärztin für Dermatologie/Allergologie, sei das E-Rezept hingegen eine Bereicherung: „Das Praxispersonal ist weniger mit dem Postausgang beschäftigt.“ Das E-Rezept spare Porto und sei schnell beim Patienten. Es gebe aber auch technische Probleme. Mehr Erfahrungsberichte erscheinen im KV Blatt 03/2024 und sind kurz darauf auch im PDF auf der Internetseite der KV Berlin abrufbar.
Sonstiges
Schwerpunkt des nächsten Digi-PID: Alles zur elektronischen Patientenakte
Ab 2025 kommt sie für alle gesetzlichen Versicherten, die nicht aktiv widersprechen: die elektronische Patientenakte (ePA). Doch welche Daten sind noch in der ePA enthalten? Welche Vor- und Nachteile hat die ePA? Welche Herausforderungen erwarten die Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen? Auf was müssen Leistungserbringende achten? Diese und mehr Fragen sollen in einem Schwerpunkt im kommenden Digi-PID beantwortet werden.
Neues Projekt: Digital-Lots:innen unterstützen Berliner:innen beim Umgang mit E-Health
Wie bucht man online einen Arzttermin? Wie funktioniert das neue E-Rezept? Gerade für Menschen mit wenig digitaler Erfahrung können diese Fragen zum Problem werden. Hilfe leisten die Digital-Lots:innen. Sie stammen aus einem Projekt der Öffentlichen Bibliotheken Berlins und fördern als sogenannte „Digital-Zebra“ digitale Inklusion und Teilhabe. Die Digital-Lots:innen sind zusätzliche und speziell weitergebildete Mitarbeitende in Berliner Bibliotheken und bieten Hilfestellungen beim Zugang zu digitalen Dienstleistungen und fördern so die digitalen Kompetenzen der Bürger:innen. Zudem bieten Sie aber auch persönliche Begegnungen wie Digital-Cafés an, um der Einsamkeit entgegenzuwirken und stehen als konkrete Ansprechpersonen im lokalen Umfeld zur Verfügung.
Das Angebot ist kostenfrei und kann ohne Terminvereinbarung genutzt werden. Das Ziel des Projekts ist ein möglichst engmaschiges Netz an Standorten des Digital-Zebras aufzubauen. Damit Ärzt:innen ihre Patient:innen über das Angebot informieren können, bieten die Digital-Lots:innen Info-Postkarten an, die Mediziner:innen in ihrer Praxis auslegen können. Mehr Informationen zum Projekt sind auf der Internetadresse www.digital-zebra.berlin abrufbar.