Die Ärztekammer Berlin (ÄKB), die Berliner Krankenhausgesellschaft (BKG) und die Kassenärztliche Vereinigung Berlin (KV Berlin) wenden sich gemeinsam als Rückgrat des sehr guten Berliner Gesundheitssystems direkt an die Landespolitik und äußern sich zu ihren Erwartungen an die neue Legislaturperiode. Unabhängig von offenen Fragen und naturgemäß unterschiedlichen Themen sind die drei Organisationen bereit, gemeinsam eine Gesundheitsversorgung auszugestalten, die sich weiterhin konsequent an Patientenwohl, Qualität und medizinischem Fortschritt orientiert. Die drei Organisationen haben vier gemeinsame Kernthemen und Forderungen definiert, die vom neu zu bildenden Berliner Senat zu beachten sind: COVID-19-Pandemie, Fachkräftemangel, Digitalisierung, Klimaschutz.
Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, wie besonders leistungsfähig sowohl das ambulante als auch das stationäre Gesundheitswesen in Berlin ist. Gleichzeitig wurden jedoch auch Schwächen sichtbar. Insbesondere zeigte sich, dass die Kommunikation zwischen der Berliner Verwaltung und den Akteuren des Gesundheitswesens nicht immer gut war. Zu oft wurden wichtige Akteure nicht ausreichend informiert und mitgenommen.
Daher plädieren die ÄKB, die BKG und die KV Berlin nicht nur für eine sektoren- und bereichsübergreifende Kommunikation, sondern insgesamt für ein besseres, unbürokratisches und fundiertes Handeln der Berliner Politik. Eine gemeinsame Aufarbeitung der COVID-19-Pandemie könnte dazu dienen, gesundheitspolitische Themen weiterzuentwickeln, Anknüpfungspunkte auszumachen und gemeinsam Potenziale der Berliner Gesundheitsversorgung zu heben.
„Zum ersten Mal haben sich die drei Organisationen auf einen gemeinsamen Auftritt verständigt“, betonen PD Dr. Peter Bobbert, Präsident der ÄKB, Brit Ismer, Vorstandsvorsitzende der BKG, sowie Dr. Burkhard Ruppert, Vorstandsvorsitzender der KV Berlin. „Die Pandemie hat gezeigt, dass wir in Berlin ein hervorragendes Gesundheitssystem haben, das wir bewahren und weiterentwickeln müssen. Deshalb wollen wir auch künftig in den Austausch gehen, um die gesundheitspolitischen Herausforderungen an sinnvollen Stellen auch gemeinsam anzupacken.“
Als besonders drängende Kernthemen definieren ÄKB, BKG und KV Berlin in ihrem Grundlagenpapier die COVID-19-Pandemie, den Fachkräftemangel, die Digitalisierung sowie den Klimaschutz.
- Zum Thema Fachkräftemangel sagt Dr. Burkhard Ruppert, Vorstandsvorsitzender der KV Berlin: „In den vergangenen Jahren hat sich die Situation am Arbeitsmarkt eklatant verschlechtert. Der Fachkräftemangel wiegt besonders im Gesundheitssektor schwer. In Berlin fehlen nicht nur Pflegefachkräfte und medizinische Fachangestellte, sondern es mangelt auch an Ärzt:innen. Die Gründe sind vielschichtig. Im ambulanten Bereich sind es zum Beispiel die zunehmende Überalterung in der Ärzteschaft, aber auch der Trend, in Teilzeit zu arbeiten. Trotz hoher Ausbildungszahlen fangen immer weniger Ärzt:innen in der ambulanten Versorgung an. Gründe dafür sind zum Beispiel die überbordende Bürokratie und die Reglementierung. Mit Blick auf den prognostizierten Fachkräftemangel der nächsten Jahre sehen wir dringenden Handlungsbedarf.“
- Zum Thema Digitalisierung sagt Brit Ismer, Vorstandsvorsitzende der BKG: „Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist eines der zentralen Zukunftsthemen für Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen. Sie kann Prozesse optimieren, Sicherheit und Qualität weiter verbessern sowie den Klinik- und Pflegealltag erleichtern. Dazu gehört, dass Bürokratie weiter abgebaut wird, damit mehr Zeit für die wichtigste Aufgabe bleibt: die bestmögliche Versorgung der Patienten/-innen. Eine nachhaltige Investitions- und Betriebskostenfinanzierung der digitalen Infrastruktur und des dafür notwendigen Personals sowie ein geeigneter Rechtsrahmen sind Grundvoraussetzungen, um die Chancen der Digitalisierung nutzen zu können.“
- Zum Thema Klimaschutz sagt PD Dr. Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin: „Der Klimawandel stellt eine existentielle Bedrohung für die Gesundheit aller Menschen dar. Die Ärzt:innenschaft Berlins setzt sich daher für einen konsequenten Klimaschutz ein. Denn Klimaschutz ist Gesundheitsschutz. Zur Erreichung des Ziels einer Klimaneutralität der Berliner Gesundheitseinrichtungen gehört die Bereitstellung zusätzlicher pauschaler Fördermittel für Krankenhäuser und ärztliche Praxen, die Anreize für energie- und ressourceneffizientes Bauen und Wirtschaften bieten sollen.“
Das gemeinsame Grundlagenpapier „Zukunftsfähigkeit der Gesundheitsversorgung in Berlin sichern“ finden Sie hier.