KV Berlin hat neue Gedenkstätte für jüdische Ärztinnen und Ärzte eingeweiht
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin hat heute ihre neue Gedenkstätte für jüdische Kassenärzt:innen eingeweiht. Die Gedenkstätte, die erstmalig im Jahr 2008 eingerichtet und in den vergangenen Monaten neu konzipiert wurde, erinnert an die Berliner Kassenärzt:innen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, entrechtet, ins Exil getrieben oder getötet wurden. Die Gedenkstätte schließt eine Installation ein, welche die Opfer der NS-Zeit mit ihrem Namen würdigt. Von damals rund 3.600 Berliner Kassenärzt:innen waren 2.063 jüdischer Herkunft. Ihre Tätigkeit wurde sukzessive eingeschränkt, bis ihnen 1938 die Approbation entzogen und damit ein Berufsverbot erteilt wurde. Im in der Gedenkstätte ausgelegten Gedenkbuch „Berliner jüdische Kassenärzte und ihr Schicksal im Nationalsozialismus“ ist über sie nachzulesen.
„Es ist der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin ein großes Bedürfnis, nicht zu vergessen und an unsere jüdischen Kolleginnen und Kollegen zu erinnern, die 1938 ein Berufsverbot erhalten haben. Viele von ihnen haben unendliches Leid erfahren und mussten ihr Leben lassen. Dieses dunkle Kapitel der Ärzteschaft, in das auch die Vorgängerorganisation der KV Berlin involviert war, darf niemals in Vergessenheit geraten“, mahnte Dr. Burkhard Ruppert, Vorstandsvorsitzender der KV Berlin, heute im Rahmen eines Pressetermins. „Unser großer Dank geht an den vor zwei Jahren verstorbenen Berliner Arzt Dr. Roman Skoblo, der das Projekt 2001 initiiert und sich dieser Aufgabe mit großem Einsatz gewidmet hat. Entstanden sind eine Gedenkstätte, die wir heute in einem neuen Gesicht präsentieren, und zwei begleitende Bücher.“
„Gegen das Vergessen, gegen das Verdrängen, gegen das Verharmlosen, gegen das Verschweigen – das waren die Leitmotive von Roman Skoblo“, so Dr. Manfred Richter-Reichhelm. Der frühere Vorstandsvorsitzende der KV Berlin hat das Projekt damals begleitet und erinnerte an die Entstehungsgeschichte Anfang der 2000er Jahre. „Roman Skoblo sagte damals zu mir: Wer seine Fehler nicht kennt, läuft Gefahr, sie zu wiederholen. Es war damals mehr als an der Zeit, sich diesem dunklen Kapitel der Ärzteschaft zuzuwenden. Vertreterversammlung und Vorstand der KV Berlin waren sich einig, sich dieser Aufgabe anzunehmen und die Verflechtungen und Aktivitäten der Vorgängerorganisation, der Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands in Berlin, zu untersuchen und zu veröffentlichen“, so Richter-Reichhelm.
Der Einrichtung der Gedenkstätte vorangegangen war ein Forschungsprojekt, das 2005 vom Verband jüdischer Ärzte und Psychologen initiiert wurde. Gemeinsam mit dem Verband hatte die KV Berlin begonnen, ihre Rolle im Nationalsozialismus aufzuarbeiten und hat damit eine Vorreiterrolle unter den Kassenärztlichen Vereinigungen eingenommen. Dank des Engagements des Kassenarztes Roman Skoblo und der KV Berlin, der damals großen Spendenbereitschaft der Berliner Ärzteschaft und unzähliger Privatspender sowie der Unterstützung durch den Deutsche Ärzte Verlag, die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Bundesärztekammer war es gelungen, einen würdigen Rahmen zu schaffen.
Die umgestaltete Gedenkstätte im Foyer der KV Berlin in der Masurenallee 6 a in Berlin-Charlottenburg steht der Öffentlichkeit zu den Öffnungszeiten der KV Berlin zur Besichtigung offen.