LinkedInInstagramYoutube

Zurück

27.06.2023

„Wir akzeptieren keine Nullrunde! Nicht 2024! Nicht in Zukunft!“

Kontakt

Dörthe Arnold
Pressesprecherin / Leiterin Kommunikationsabteilung KV Berlin

Ohne deutlichen Honoraranstieg keine leistungsstarke Patientenversorgung

Für die auf Bundesebene anstehenden Honorarverhandlungen für das Jahr 2024 fordert die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin die deutliche Anhebung des Orientierungswertes und einen Ausgleich für die massiv gestiegenen Inflations-, Energie- und Personalkosten. „Wir akzeptieren keine Nullrunde! Nicht 2024! Nicht in Zukunft! Sollten die Krankenkassen ihre realitätsfremde Blockadehaltung fortsetzen und wie angekündigt eine Nullrunde durchsetzen wollen, schädigen sie die ambulante Versorgung ihrer eigenen Versicherten. Ohne einen angemessenen Ausgleich der Kostensteigerungen wird es in den Berliner Praxen zwangsläufig zu weiteren Leistungseinschränkungen kommen“, heißt es seitens des Vorstands der KV Berlin.

Schon heute arbeiten viele Praxen nicht mehr kostendeckend. Besonders problematisch: Das Personal kann nicht mehr angemessen bezahlt werden und wandert in andere Versorgungsbereiche ab. Die Folge sind reduzierte Leistungen und noch längere Wartezeiten in der ohnehin schon angespannten haus- und fachärztlichen sowie psychotherapeutischen Versorgung. „Seit Jahren schrumpft bei den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen die reale Vergütung. Hohe Inflationskosten und Kostensteigerungen bei Energie und Ausstattung haben den Praxen zusätzlich zugesetzt. Und die jüngste Tariferhöhung für Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Kliniken hat die Lage noch einmal zugespitzt“, heißt es weiter.

Dass sich die Praxiskosten massiv erhöht haben, zeigen Zahlen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung. Allein zwischen 2017 und 2020 sind die Kosten um mehr als 13 Prozent gestiegen. Über die Hälfte der Praxisausgaben entfiel schon damals auf das Personal. „Ein weiter so können wir nicht mehr akzeptieren. Die Krankenkassen müssen endlich ausreichend Geld für die Versorgung ihrer Versicherten zur Verfügung stellen. Hier immer wieder das alte Lied von der Geldknappheit anzustimmen, zieht einfach nicht mehr. An dieser Stelle ist Ehrlichkeit angesagt! Einerseits steigt laut GKV-Spitzenverband die Summe der beitragspflichtigen Einnahmen der Mitglieder der Sozialversicherung jährlich im Schnitt um mehr als zwei Prozent und andererseits haben sich die Prognosen des Schätzerkreises hinsichtlich der GKV-Finanzlage am Ende oft genug besser dargestellt als ursprünglich angenommen – leider immer zum Nachteil der Praxen.“ 

Dass die Krankenkassen Nullrunden fordern, sei aus Sicht der KV Berlin unsachgemäß und nicht nachzuvollziehen, da die Anforderungen zu Vergütungsanpassungen gesetzlich klar geregelt seien. Darüber hinaus würden die Kassen in den Honorarverhandlungen die versorgungsrelevanten Zahlen und Argumente ignorieren, was jedes Jahr dazu führe, dass die KV Berlin das Landesschiedsamt anrufen muss.

Vor diesem Hintergrund fordert die KV Berlin eine Reform des Honorarsystems. Das ewige Ringen um angemessene und notwendige Honorarerhöhungen müsse ein Ende haben. Es brauche eine Betrachtungsumkehr – von der retrospektiven (alte Daten) zur prospektiven Betrachtung (Prognose-Daten). Damit würden die Niedergelassenen nicht einer veralteten Preiseinschätzung hinterherlaufen (Orientierungswert 2023 wurde auf Daten von 2020/2021 ermittelt), sondern ein Honorar erhalten, in dem der Preisanstieg so gut wie möglich berücksichtigt ist. „So lange wir das aktuelle System haben, müssen die Praxen jedes Jahr aufs Neue in Vorleistung gehen. Das wird nicht mehr lange gut gehen“, heißt es abschließend.