Durch die Entbudgetierung ist in Berlin eine veränderte Bedarfsplanung möglich
Die Entbudgetierung bei den Kinder- und Jugendärzt:innen hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin dazu veranlasst, für Berlin eine Änderung des Bedarfsplans in der pädiatrischen Versorgung auf den Weg zu bringen. „Seitdem alle Untersuchungen und Behandlungen in voller Höhe vergütet werden, haben wir uns dazu entschlossen, den Bedarfsplan zu ändern, um Versorgungslücken zu schließen“, so Burkhard Ruppert, Vorstandsvorsitzender der KV Berlin. Dies sei vorher nicht möglich gewesen, da das Budget der Kinder- und Jugendärzt:innen wie bei allen anderen Fachgruppen gedeckelt war und die Auszahlungsquote nur bei rund 80 Prozent lag. „Mit der Entbudgetierung können wir endlich das tun, was wir schon immer wollten: mehr Niederlassungsmöglichkeiten schaffen, um mehr Patienten versorgen zu können.“
Wie in der hausärztlichen Versorgung soll es auch bei den Kinder- und Jugendärzt:innen keinen einheitlichen Planungsbereich mehr geben. Geplant sind künftig vier Planungsbereiche: Lichtenberg/Marzahn-Hellersdorf (Bereich 2), Treptow-Köpenick (Bereich 3), Spandau/Reinickendorf (Bereich 4). Durch den veränderten Bedarfsplan werden in diesen Bezirken 21,5 zusätzliche Niederlassungsmöglichkeiten geschaffen – 8 in Lichtenberg/Marzahn-Hellersdorf, 8,5 in Spandau/Reinickendorf sowie 5 in Treptow-Köpenick. Die übrigen sieben Bezirke, in denen sich die Versorgung noch auf einem guten Niveau befindet, werden im Planungsbereich 1 zusammengefasst und bleiben für neue Niederlassungen gesperrt.
„Die Situation in der pädiatrischen Versorgung hat sich in den vergangenen Jahren vor allem in den Ostbezirken, aber mittlerweile auch in Spandau und Reinickendorf verschlechtert. Der Hauptgrund dafür ist die stark steigende Bevölkerungszahl, auch bei den Kindern und Jugendlichen. Eine gleichbleibende Zahl an Kinderarztpraxen muss sich um immer mehr Patienten kümmern. Mittlerweile versorgt eine Praxis in den genannten Bezirken im Durchschnitt mehr als 2000 Patienten. Das haut einfach nicht mehr hin“, so Ruppert weiter. Durch den Bevölkerungszuwachs haben sich die Versorgungsgrade stark nach unten entwickelt: Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg kommen aktuell auf 93,8 bzw. 96,3 Prozent, Spandau und Reinickendorf auf 89,7 bzw. 93,8 Prozent und Treptow-Köpenick auf 89,1 Prozent. Bei den restlichen sieben Bezirken sind es zwischen 104 (Pankow) und 137,2 Prozent (Steglitz-Zehlendorf).
Dass die Maßnahme gelingen kann, zeigt sich in der hausärztlichen Versorgung. Hier hat die KV bereits vor drei Jahren die Bedarfsplanung geändert. Durch die Aufteilung in drei Planungsbereiche (Marzahn-Hellersdorf/Lichtenberg, Treptow-Köpenick, restliche Bezirke) sowie zusätzliche Fördermaßnahmen konnte der Abwärtstrend in den Ostbezirken gestoppt werden. „Trotzdem dürfen wir nicht die Augen davor verschließen, dass in den nächsten Jahren viele Ärzte das Ruhestandsalter erreichen. Wenn zusätzlich dazu die Bevölkerung weiterwächst, werden die Herausforderungen noch größer werden“, so Ruppert. „Deshalb kann die Devise nur heißen, alle Fachgruppen zu entbudgetieren, um die Niederlassung wieder attraktiver zu machen.“
Die KV Berlin plant, die neuen Niederlassungsmöglichkeiten zu Anfang 2024 auszuschreiben. Die Berliner Krankenkassen haben in einer ersten Abstimmungsrunde dem neuen Bedarfsplan in der pädiatrischen Versorgung grundsätzlich zugestimmt. Sobald die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, das Gemeinsame Landesgremium und die Patientenorganisation ihre Stellungnahmen abgegeben haben, wird final der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen in Berlin über den angepassten Bedarfsplan entscheiden.