Expert:innenrat "Gesundheit und Resilienz"
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin sieht die Besetzung des im März durch die Bundesregierung einberufenen Expert:innenrats „Gesundheit und Resilienz“ ohne Vertretung der ambulanten Medizin als Hohn gegenüber den niedergelassenen Ärzt:innen. Das Gremium ist der Nachfolger des Corona-Expert:innenrats, der zwischen Dezember 2021 und April 2023 tagte, und beschäftigt sich mit der Frage, wie das Gesundheitswesen und die Gesellschaft auf zukünftige Gesundheitskrisen vorbereitet werden kann.
„Die Mitglieder des Expert:innenrats kommen aus den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Bereichen, aus Universitätskliniken, aus der Politik oder auch aus der Kommunikationswissenschaft. Das ist auch durchaus sinnvoll“, so der Vorstand der KV Berlin. „Dass aber im Gremium keine Vertreter aus der ambulanten Medizin sitzen, zeugt einmal mehr von der ständigen Ignoranz und Unkenntnis über die Bedeutung der Niedergelassenen – gerade auch während der Pandemie.“
„Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte und deren Praxismitarbeitende waren während der Corona-Pandemie der Schutzwall für Krankenhäuser“, ruft der KV-Vorstand in Erinnerung. „Neun von zehn COVID-19-Patienten wurden in Praxen der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen behandelt, damit die schweren Fälle im Krankenhaus intensiv versorgt werden konnten – und das neben ihren sonstigen Aufgaben, zum Beispiel der Versorgung von chronisch Kranken. Auch die ambulante Notfallversorgung war immer gegeben und ambulante Corona-Schwerpunktzentren konnten in Zeiten fehlender Schutzkleidung die Versorgung von leichten bis mittelschwer Corona-Erkrankten aus den Rettungsstellen fernhalten.“
Die Kassenärztlichen Vereinigungen wurden zu Dreh- und Angelpunkten bei der Aufrechterhaltung der ambulanten Versorgung. „Dies begann mit der massenhaften Anschaffung von Schutzausrüstung bis hin zur Vorbereitung und Durchführung von Impfungen und vielem mehr“, so der KV-Vorstand. „Um also Lehren aus der vergangenen Pandemie zu ziehen und auf zukünftige vorzubereiten, müssen Vertreter aus der ambulanten Medizin und auch der Hilfsorganisationen miteinbezogen werden! Gerade die Prüfung theoretischer Konstrukte auf ihre Alltagstauglichkeit kam in der Pandemie oft zu kurz. Dieser Fehler wird nun bei der Berufung des Expert:innenrats fortgesetzt. Nach wie vor sind wir auf eine neue Pandemie völlig unvorbereitet. Schluss mit der Theorie – jetzt muss die praktische Umsetzung geplant werden. Neben der Erarbeitung von Pandemieplänen muss unbedingt für die ambulante Versorgung geklärt werden, wie Ärzt:innen über ihren Praxisbedarf zum Beispiel Masken und Schutzausrüstung beziehen können und wer die Kosten dafür trägt.“