Modellprojekt „Gesundheitlicher Bereitschaftsdienst“
Die Gesundheitsversorgung am Ostberliner Stadtrand steht vor großen Herausforderungen: Unbesetzte Arztsitze und der bevorstehende Ruhestand vieler Hausärzte erschweren die Versorgung einer alternden Bevölkerung. Um Lösungen zu finden, stehen die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin und das Berliner Rote Kreuz im Austausch. Ein möglicher Ansatz ist das vom DRK vorgestellte Modellprojekt „Gesundheitlicher Bereitschaftsdienst“, das auf moderne Telemedizin-Lösungen und qualifizierte Gesundheitsfachkräfte setzt.
Die Gesundheitsversorgung in strukturschwachen Stadtteilen wie Marzahn-Hellersdorf, Lichtenberg und Köpenick steht vor einer doppelten Herausforderung: Während der Bedarf an hausärztlicher Versorgung aufgrund einer alternden Bevölkerung stetig steigt, bleiben aktuell rund 118 Arztsitze unbesetzt. Zusätzlich wird in den kommenden Jahren etwa ein Drittel der Hausärzte in der Region in den Ruhestand gehen. Es gibt also nicht nur einen Arztmangel, sondern vor allem einen Arztzeitmangel.
Um diese Entwicklungen abzufedern, hat die KV Berlin bereits erste Maßnahmen ergriffen, wie bezirksbezogene Bedarfsplanungen, den Aufbau von KV Praxen und die Förderung verschiedener Delegationsmodelle wie NÄPA oder Kiezschwester. Neuniederlassungen werden durch eine Anschubfinanzierung von der KV Berlin von bis zu 60.000 Euro gefördert. Auch Anstellungen in der hausärztlichen Versorgung werden mit einer finanziellen Förderung von bis zu 30.000 Euro bedacht. Darüber hinaus gibt es Stipendien für Medizinstudierende und Förderungen von Famulaturen.
„Die KV Berlin geht mit einem umfassenden Förderprogramm ganz gezielt die Verbesserung und Sicherung der hausärztlichen Versorgung im Berliner Osten an“, so Dr. Burkhard Ruppert, Vorstandsvorsitzender der KV Berlin. „Dennoch braucht es weitere innovative Lösungen und zukunftsfähige Modelle, um die immer stärker begrenzte Arztzeit effektiv und effizient zu nutzen und dadurch langfristig die ambulante Versorgung in Stadtteilen wie beispielsweise Marzahn-Hellersdorf zu stärken.“
Über Lösungsansätze steht die KV Berlin auch mit dem Berliner Roten Kreuz im Austausch, das die angespannte Versorgungslage mit dem Modellprojekt „Gesundheitlicher Bereitschaftsdienst“ entschärfen will. Im Rahmen des Symposiums „Zum Arzt um die Ecke, statt quer durch die Stadt“ am 22. Januar 2025 wurde das Projekt erstmals der Fachöffentlichkeit präsentiert.
Die Kernidee: Qualifizierte Gesundheitsfachkräfte – speziell ausgebildete Rettungssanitäter – übernehmen in bestimmten Fällen den physischen Besuch bei Patienten. Dabei werden sie durch einen Telemediziner unterstützt, der die Behandlung anleitet. Eine spezielle technische Ausstattung ermöglicht die Kommunikation zwischen Telemediziner und Patient, während die Gesundheitsfachkraft vor Ort assistiert und Anweisungen des Arztes umsetzt. So würde es einem Telemediziner möglich, pro Stunde bis zu fünf Patienten zu betreuen – ein deutlicher Unterschied zu den zwei Patienten bei klassischen Hausbesuchen durch einen Arzt.
„Mit unserem Vorschlag müssen Ärzte nicht – wie oft gefordert – noch mehr arbeiten und leisten, um den steigenden Bedarf zu decken“, erklärt der Berliner DRK-Präsident Mario Czaja. „Durch den gezielten Einsatz moderner Telemedizin-Lösungen und die Unterstützung durch qualifizierte Gesundheitsfachkräfte wird die Ärzteschaft entlastet. Gleichzeitig steigt die Lebensqualität der Patienten, da unnötige Wege zum Arzt vermieden werden.“
Die Anforderungen und Details der speziellen Ausbildung für Gesundheitsfachkräfte sind Gegenstand des weiteren Austauschs zwischen dem DRK und der KV Berlin.