Long-COVID / Post-COVID: Krankheitsbild und Diagnose
Derzeit unterscheidet die Wissenschaft bei Krankheitsbildern, die nach einer Corona-Infektion auftreten können, zwischen dem Long-COVID-Syndrom und dem Post-COVID-Syndrom – ca. 10 Prozent der Corona-Patient:innen sollen betroffen sein. Halten die Symptome nach einer akuten Infektion mehr als vier Wochen an, spricht man von Long-COVID. Als Post-COVID-Syndrom hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) anhaltende Symptome über mehr als drei Monate definiert, die zu relevanten Einschränkungen im Alltag führen. Häufigste Symptome sind Geruchsstörungen, kognitive Störungen, Husten, Gliederschmerzen bis hin zur Fatigue.
Aktuelle Information zu den Krankheitsbildern sind auf dem Informationsportal des RKI zu finden.
Für den sogenannten Post-COVID-19-Zustand hat die WHO Anfang 2021 einen neuen ICD-10-Code eingeführt:
Code | Verwendung |
U09.9 G | Für Fälle vorgesehen, bei denen der Zusammenhang eines aktuellen, anderenorts klassifizierten Zustandes mit einer vorausgegangenen Coronavirus-Krankheit kodiert werden soll. Die Schlüsselnummer ist nicht zu verwenden, wenn COVID-19 noch vorliegt. |
Tauschen Sie sich aus – das Long-COVID-Netzwerk der KV Berlin
Mit dem Berliner Long-COVID-Netzwerk möchte die KV Berlin den Austausch und die Vernetzung von Ärzt:innen aller Fachdisziplinen und Psychotherapeut:innen vorantreiben. Um die 70 Mitglieder verschiedener Disziplinen stehen untereinander in Kontakt und können sich jederzeit austauschen.
Zusätzlich informieren sich diese Mitglieder in regelmäßigen Treffen über die aktuellen Erkenntnisse und das Versorgungsangebot in Berlin. Zu diesen Treffen werden auch regelmäßig Referent:innen geladen. Die Treffen des Long-COVID-Netzwerks werden ab 2024 von den bisherigen Netzwerkmitgliedern Dr. Christian Gogoll, Internist und Pneumologe, und Dr. phil. Lucinde Schleifer, Psychologische Psychotherapeutin, organisiert und durchgeführt.
Außerdem stehen einige Mitglieder über das Netzwerk hinaus als Expert:innen für Long-COVID und Post-COVID zur Verfügung.
Die Mitglieder des Netzwerks sowie Mitschnitte der Netzwerktreffen sind auf der Infoseite zum Long-COVID-Netzwerk einsehbar.
Empfehlung zur Behandlung und Hinweise zu ambulanten Strukturen
Das Long-COVID-Netzwerk der KV Berlin hat das Versorgungskonzept des Long-COVID-Netzwerks Rhein-Neckar adaptiert und stellt dieses komplett sowie als kurze Übersicht zur Orientierung allen Mitgliedern des Long COVID-Netzwerks zur Verfügung:
Klinisch-praktische Empfehlungen zur Behandlung von Patient:innen mit Long-COVID bieten außerdem die:
Diagnose und Therapie sollten stets bei den wohnortnahen Hausärzt:innen erfolgen bzw. zumindest hier beginnen; idealerweise hier ebenfalls abgeschlossen werden. Gegebenfalls ist anschließend die Hinzuziehung von Fachkolleg:innen erforderlich.
Erst in Stufe 4 des Versorgungskonzeptes ist eine etwaige Überweisung in die Charité vorgesehen. Zudem können sich alle interessierten KV-Mitglieder im Rahmen einer Fortbildungsreihe der Charité zu Long-COVID und Post-COVID informieren.
Auf der Website longcoviddeutschland.de sind alle bekannten Spezialambulanzen aufgelistet und nach Städten sortiert.
Verordnung als besonderer Verordnungsbedarf
Die Indikation „Post-COVID-19-Zustand, nicht näher bezeichnet“ (ICD-10-Code: U09.9) begründet seit dem 1. Juli 2021 einen besonderen Verordnungsbedarf für Heilmittel der Physio- und Ergotherapie (siehe unten). Somit können Ärzt:innen diese Maßnahmen verordnen, ohne dass bei einer Wirtschaftlichkeitsprüfung ihr Budget belastet wird. Bei der Verordnung kann von der Höchstmenge je Verordnung abgewichen werden, Behandlungseinheiten können für eine Behandlungsdauer von bis zu zwölf Wochen kalkuliert werden und die orientierende Behandlungsmenge, die im Heilmittelkatalog des Gemeinsamen Bundesausschusses aufgeführt ist, muss nicht berücksichtigt werden.
Folgende Heilmittel sind von dem besonderen Verordnungsbedarf umfasst:
Physiotherapie:
- AT – Störungen der Atmung
Mögliche Maßnahmen laut Heilmittelkatalog (Beispiele): Krankengymnastik (Atemtherapie), Inhalation - WS – Wirbelsäulenerkrankungen
Mögliche Maßnahmen laut Heilmittelkatalog (Beispiele): Krankengymnastik-Gruppe, Manuelle Therapie
Ergotherapie:
- SB1 – Erkrankungen der Wirbelsäule, Gelenke und Extremitäten (mit motorisch-funktionellen Schädigungen):
Mögliche Maßnahmen laut Heilmittelkatalog (Beispiel): Motorisch-funktionelle Behandlung - PS2 – neurotische, Belastungs-, somatoforme und Persönlichkeitsstörungen:
Mögliche Maßnahmen laut Heilmittelkatalog (Beispiel): Psychisch-funktionelle Behandlung - PS3 – wahnhafte und affektive Störungen/Abhängigkeitserkrankungen:
Mögliche Maßnahmen laut Heilmittelkatalog (Beispiele): Psychisch-funktionelle Behandlung, Hirnleistungstraining